Tansania – erste Eindrücke

Hallo Leute,

wie die meisten meiner Leser wissen werden, bin ich für das nächste Jahr in Tansania, also Ostafrika. Am 3. September bin ich von Frankfurt über Istanbul nach Dar es Salaam geflogen, wo ich jetzt auch wohne.

Für diejenigen, die nicht genau wissen, was ich hier mache, nochmal eine kurze Zusammenfassung:

Ich mache einen Freiwilligendienst im Waisenhaus Watoto Wetu Tanzania. Der Freiwilligendienst dauert ein Jahr und wird zum Teil durch das weltwärts-Programm vom Bund und zum anderen Teil von Spendern finanziert. An dieser Stelle möchte ich mich auch herzlich bei allen meinen Spendern bedanken, die mich bei meinem Jahr unterstützen.

In unserem Vorbereitungsseminar hatten wir eine Einheit über das einseitige und rassistische Berichten und den Problemen, die es mit sich bringt. Mir ist es daher sehr wichtig, dass euch klar ist, dass alles worüber ich schreibe meine subjektiven Eindrücke und Erfahrungen sind, zu denen es bestimmt mehr Seiten gibt, als ich aufzählen kann. Soll heißen, dass es nicht in jeder Ecke von Tansania genauso ist, wie bei mir, oder dass jeder die gleichen Eindrücke erlebt, wie ich.

Sooo, nachdem alle Formalitäten geklärt sind, werde ich jetzt von meinen Eindrücken und Erlebnisse der letzten zwei Wochen erzählen.

Meine Unterkunft

Meine Mitfreiwillige und ich wohnen in einem kleinen Haus in einem kleinen Stadtteil von Dar es Salaam.

Meine Umgebung

Das Haus besteht aus zwei Schlafzimmern, zwei Bädern, einer Küche und einem Wohn-/ Essraum. Das Haus ist relativ schlicht eingerichtet. Es gibt keinen richtigen Herd, sondern nur eine Art großen Campingkocher mit einer Flamme. Es gibt nur kaltes Wasser, wir haben keine Waschmaschine und müssen daher von Hand waschen und die Toiletten sind auch nur Löcher im Boden. Trotzdem lässt es sich hier ganz gut leben, immerhin haben wir Strom und fließend Wasser, mein Bett ist sehr groß und bequem und wir können uns es auch relativ gemütlich machen. Natürlich lebt nicht jeder in Tansania so wie wir. Es gibt einige Menschen die besser leben und Waschmaschine und eine richtige Toilette besitzen, aber es gibt auch Leute die schlechter wohnen und nicht unbedingt fließend Wasser und Strom haben.

Mein Herd

Natürlich ist es für mich auch nicht ganz einfach hier zu leben. Schließlich bin ich es von zu Hause gewohnt, meine Wäsche einfach in die Waschmaschine zu werfen, oder beim Kochen auch mal in 2 unterschiedlichen Töpfen gleichzeitig etwas zu kochen. Aber ich glaube, dass ich mich (bis auf das kalte Duschen) an alles recht schnell gewöhnen werde.

Der Verkehr

Der Verkehr in Dar es Salaam ist verrückt. Klar, es ist eine Großstadt, aber ich habe selten so viele Autos auf einer Straße gesehen.

Es gibt hier richtig viele Transportmittel, die man benutzen kann um von A nach B zu kommen. Es gibt die Piki Pikis, also Motorradtaxis, dann gibt es die Bajajis, das sind Dreiradtaxis, außerdem gibt es normale kleine Busse, die Dalla Dallas heißen, und dann gibt es noch Schnellbusse, die ihre eigene Fahrbahn haben.

Gerade die Dalla Dallas sind für Leute, die nicht aus Dar es Salaam kommen, sehr kompliziert. Es gibt keinen Fahrplan, auf dem man sehen kann, welche Linie wann kommt, geschweige denn wohin sie fährt. Genauso wenig ersichtlich ist es, wie viel man für welche Buslinie bezahlen muss. Als wir unseren Mentor danach gefragt haben, meinte er nur, dass man es einfach wissen muss. Es war für uns also ein richtiger Meilenstein, als wir zum ersten Mal alleine mit dem Dalla Dalla zur Arbeit und zurückgefahren sind. Nach ein paar Tagen haben wir uns tatsächlich so sicher gefühlt, dass wir nicht mehr nachgefragt haben, ob der Bus wirklich zu uns nach Hause fährt. Also haben wir uns beim Umsteigen natürlich in den falschen Bus gesetzt, der uns wieder zurück zur Arbeit, anstatt nach Hause gefahren hat.

Ein mindestens genauso spannendes Erlebnis sind die Piki Piki Fahrten. Die Piki Fahrer quetschen sich durch jede noch so enge Lücke zwischen zwei Fahrzeugen durch und fahren auch echt schnell. Es hat uns daher auch ziemlich viel Überwindung gekostet, uns zum ersten Mal auf ein Piki Piki zu setzen. Inzwischen sind wir auch schon zu dritt auf einem Piki die hügelige und mit vielen Schlaglöchern versehene Straße zu unserm Haus gefahren. Übrigens nennen die Leute in Dar es Salaam das Piki Fahren mit mehr als zwei Leuten Mishkaki (das ist eine Art Fleischspieß).

Ich glaube, dass der Verkehr hier vor allem so unübersichtlich ist, weil es auch so viele kleine Fahrzeuge, wie die Piki Pikis und die Bajajis gibt, die sich immer überall noch durchquetschen, oder auch gerne mal etwas in den Gegenverkehr fahren. Ich bin momentan jedenfalls noch maßlos mit dem Verkehr überfordert und ich bin mir nicht so sicher, ob sich das je ändern wird.

Das Essen

Egal wo ich bis jetzt gegessen habe, ob an der Straße, im Restaurant oder im Waisenhaus, die Portionen sind immer riesig.

Das meiste Essen, dass man an der Straße bekommt, ist sehr fettig, weil so ziemlich alles frittiert wird. Dafür gibt es aber auch auf den Märkten das beste und leckerste Obst, dass ich jemals gegessen habe. Avocados sind bald so groß wie mein Kopf und Melonen so groß wie Babies (?). Und alles Obst schmeckt wahnsinnig süß.

Im Waisenhaus dürfen wir auch immer mitessen. Bis jetzt waren wir aber nur beim Mittagessen dabei, und da gab es bis jetzt nichts anderes als Ugali mit Bohnen und vielleicht noch einem kleinen Spinatsalat (bis jetzt konnte ich meinen Spinat meistens erfolgreich heimlich an die Kinder verteilen). Ugali ist eine Art fester Brei aus Maismehl und ein Nationalgericht hier in Tansania.

Man isst fast alles Essen mit der rechten Hand, was für uns an Besteck gewöhnte Europäer vor allem beim Ugali eine sehr schwere Angelegenheit war. Als wir es zum ersten Mal aßen, hat unser Chef uns gezeigt, wie es funktioniert. Man macht sich ein Stück Ugali ab, knetet es in der Hand und soll dann damit (irgendwie und ich weiß nicht wie) die Bohnen auftunken. Seine Hände waren nach dem Essen noch fast

Ugali

genauso sauber wie vorher. Wir dagegen hatten komplett dreckige und klebrige Hände und sahen aus wie zwei Kleinkinder, die mit Essen gespielt haben. Aber wir werden von Tag zu Tag besser.

Das Waisenheim

Das Waisenheim beschäftigt fast nur freiwillige Mitarbeiter. Soweit ich es mitbekommen habe, sind die einzigen bezahlten Mitarbeiter die Hausmutter und die Köchin.

Ich habe mehrere Chefs, die alle sehr nett sind und viel Wert darauf legen, dass wir mehr wie eine Familie zusammenarbeiten, als in einer Art Hierarchie.

Alle Mitarbeiter sind richtig herzlich und jeder versucht uns Kiswahili beizubringen.

Genauso die Kinder. Es macht richtig viel Spaß mit den ihnen zu spielen. Momentan haben sie Ferien, was für sie bedeutet, dass sie nicht wirklich viele Hausaufgaben aufhaben und den ganzen Tag mit uns UNO spielen wollen.

Was für mich momentan etwas frustrierend, aber für einen Freiwilligendienst im Ausland komplett normal ist, ist, dass wir momentan auf der Arbeit nicht wirklich viel zu tun haben. Die Kinder beschäftigen sich oft mit sich selbst und keiner weist uns irgendwelche Aufgaben zu, meistens auch nicht auf Nachfrage.

Ich hoffe aber, dass das nach den Ferien besser wird. Unsere Chefs haben uns nämlich nach unseren Interessen gefragt, die wir im Heim einbringen wollen und möchten demnach einen Plan erstellen. Unter Umständen dürfen wir auch mit zur Schule gehen und beim Englischunterricht assistieren.

Was ich bis jetzt gesehen habe

Bis jetzt war ich schon zwei Mal an einem Strand. Das Wasser hier ist so blau und warm und die Strände sind wie aus einem Bilderbuch. Das einzig blöde an den Stränden ist, dass wir, obwohl wir ja theoretisch an der Küste wohnen, fast zwei Stunden fahren müssen, um zum Strand zu kommen. Das heißt, wir sind alleine schon vier Stunden unterwegs, um vielleicht vier Stunden am Strand zu sein.

Ansonsten habe ich vor allem viele Märkte gesehen. Unter anderem auch einen Massai Markt. Dort verkaufen die Massai ganz viel selbst gemachten Schmuck, aufwendig geschnitzte Holzskulpturen und vieles mehr. Wir durften sogar hinter die Kulissen schauen und uns ansehen, wie die Holzskulpturen hergestellt werden. Dafür wurden wir in eine Art Hinterhof/Park geführt, in dem bestimmt 50 Massai Leute saßen, die alle das Talent haben, schöne Skulpturen zu schnitzen. Das war echt beeindruckend.

Ich habe mir auf dem Markt ein paar Ohrringe und ein schönes Bild gekauft.

Mein Massai Gemälde

Bis jetzt war es das mit meinen Eindrücken und Erlebnissen.

Ich bin mir noch nicht sicher, wie regelmäßig ich diesen Blog schreiben werde, da ich einfach nicht weiß, wie es sich zeitlich anbieten wird. Aber ich werde auf jeden Fall probieren, so oft wie möglich einen Beitrag zu schreiben.

Bis dann

Eure Tine